Samstag, 9. Mai 2015

Ein Boot wird kommen

Wir sitzen in einer Menschenmenge. Alle singen und klatschen wie in Trance, die Körper wippen im Rhythmus der Musik. Vor uns fährt ein überbordend mit Blumen geschmücktes Boot auf und ab, immer wieder denselben Weg. Auf dem Kutter steht ein mit Schmuck behangenes Paar, den Blick starr in die Ferne gerichtet. Mehr Menschen kommen, werfen Blumen auf das Boot, fallen auf die Knie und werden dann Teil der vibrierenden Menge.

In diesem Setting fanden wir uns plötzlich eines Abends in Mandalay wieder. Was war passiert? Zugegeben, wir hatten vorher ein paar Bier getrunken, aber ein Rausch war nicht verantwortlich für das alles. Von vorne: Wir sitzen in einem kleinen Restaurant und hören, dass im benachbarten Hindu-Tempel (muss eine verschwindend kleine Minderheit zwischen den ganzen Buddhisten hier sein) die Luzi abgeht. Neugierig gucken wir vorsichtig um die Ecke und sehen folgendes:

Die Männer sitzen links, die Frauen rechts und alle singen gemeinsam und ohne Pause, dafür aber mit umso mehr Enthusiasmus  das Hare Krishna Mantra. Alle gucken dabei wie gebannt auf einen kleinen Teich im Innenhof. Darin schwimmt ein mit Blumen dekoriertes Miniboot mit zwei Figuren in Puppengröße, das von zwei Männern fortwähren hin und her geschubst wird. Neuankömmlinge werfen Blumen auf das Boot und setzen sich dann singend und klatschend zu den anderen. 

Ein paar Geistliche (ich nehme mal an, dass es welche wahren, zumindest teilten sie den gleichen Geschmack für ausladende Gewänder und die kuriose Frisur „kahl geschorener Kopf mit kleinem Schwänzchen hinten“) entdecken uns und kommen her, um uns einzuladen, an dem „Festival“ teilzunehmen. Und so werfen auch wir Blumen auf das Boot und sitzen plötzlich da und singen klatschend „Hare Krishna“.



Das war alles in allem ziemlich bizarr. Mit welcher Gastfreundschaft die uns aufgenommen haben war aber andererseits auch sehr schön. Zum Schluss gab es sogar noch ein paar Geschenke (Brot und Kekse). Und das „Harne Krishna“ hat tatsächlich nicht zu unterschätzende Ohrwurm-Qualitäten.

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