Wir
haben den Abend nach der langen Busfahrt im Hotel verbracht, hatten
also noch nicht viel von Bagan gesehen, als am nächsten morgen um 4:30
Uhr (!) der Wecker klingelte. Besonders schön sollen hier nämlich
Sonnenauf- und Untergang sein. So sind wir im Dunkeln auf eine Pagode
geklettert. Als es dann hell wurde, sah es so aus.
Aber
springen wir erstmal einige wenige Stunden zurück. Der Tag begann
nämlich mit einer handfesten Demütigung und damit meine ich nicht das
frühe Aufstehen. Durch unseren Apachen-Roller in Mandalay
waren wir ja was das Thema Mobilität anbetrifft ziemlich verwöhnt sowie
- und das muss man so sagen dürfen - auch ein klein bisschen cool. Im
Internet hatten wir gelesen, dass man Bagan am besten per Elektro-Roller
erkundet. Und siehe da: Unser Hotel hat sogar welche vermietet. Aber
wer konnte denn ahnen, dass die dann so beknackt aussehen?
Doch
das Problem ist nicht nur ein ästhetisches. Die Sattel dieser Dinger
sind knüppelhart und auf Einheitsgröße eingestellt - nämlich auf die
eines Kleinkindes. Und weil Bagans Straßen fast ausnahmslos ziemlich
mies sind und man über viele Steine und Schlaglöcher juckelt, schmerzt
schon nach wenigen Kilometern mächtig der Arsch. Ich habe irgendwann
festgestellt, dass es für mich deutlich bequemer ist, wenn ich einfach
auf dem besser gepolsterten Gepäckträger sitze. Optisch hat mich das
dann unglücklicherweise völlig der Lächerlichkeit preisgegeben.
Aber
zurück zu dem Sonnenaufgang. Wenn man ausgerechnet zu einer der
bekanntesten Pagoden fahren muss, hat man den gar nicht mal für sich
allein, sondern muss ihn sich mit ein paar weiteren Touristen teilen.
Das Ganze wird aber kein Vergleich zur Hochsaison sein (in der nach
eigenen Angaben sogar unser Hotel ausgebucht ist).
Wie
beeindruckend das in echt und 360 Grad aussieht, zeigen die Fotos
leider nur bedingt. In Bagan gibt es wirklich Pagoden und Tempel bis zum
Horizont. Auf fast 40 km2 verteilen sich rund 2000 religiöse Bauten aus
Backsteinen. Zu der Blütezeit Bagan - damals war die Stadt eine der
größten der Erde - sollen es sogar 4000 gewesen sein.
Überraschenderweise
ist Bagan übrigens kein UNESCO-Weltkulturerbe. Zum Einen hängt das mit
der internationalen Ächtung des Militärregimes in den letzten
Jahrzehnten zusammen, zum Anderen aber auch damit, dass die Birmesen
gerne mal Tempel umbauen, wenn Ihnen gerade danach ist. Die Spitzen des
bedeutenden Ananda-Tempels wurden erst 1991 vergoldet. Es steht auch zu
vermuten, dass die feschen bunten Lichter vor den zwölf Meter hohen
Buddha-Statuen so früher nicht da standen.
Die
goldene (was auch sonst?) Shwezigon-Pagode gilt als eines der
wichtigsten Heiligtümer in Myanmar und soll sogar einen Knochen Buddhas
beherbergen.
Was hier als relativ gewöhnlicher Tempel gilt, wäre bei uns sicher eine der absoluten Sehenswürdigkeiten einer Stadt.
Die
vielen Pagoden zu besichtigen hat aber auch einen mächtigen Haken: Es
ist brüllend heiß. Das größte Problem sind dabei die Füße. Schuhe sind
auf den Bauwerken wie in allen buddhistischen Tempel verboten. Wenn nun
die Sonne bei 40 Grad auf dunkelrote Backsteine knallt, kann man sich
vorstellen, wie sich das für nackte Füße anfühlt. Die Buhladi-Pagode bin
ich förmlich hochgerannt. Zumindest hat der Ausblick entschädigt.
Allerdings
musste ich oben auch bemerken, dass Denken manchmal (selten!) besser
ist als Rennen. Die gegenüberliegende Seite hatte vor kurzem noch im
Schatten gelegen und war daher nicht so aufgeheizt, so dass man dort
relativ entspannt hochklettern konnte. In dem winzigen verbliebenen
Schatten oben saßen zwei Sandmaler, um ihre Bilder zu verkaufen. Bei
Aung Aung haben wir dann auch ein Bild für unsere Wohnung gekauft.
Witzig war das Verkaufsgespräch: „Was kostet das Bild?“ - „20000 Kyatt
(umgerechnet etwa 20 Euro). Aber wir müssen handeln, wir lieben es, zu
handeln.“ Und so ging das Bild dann für 16 Euro über die Pagode.
Wo
ich gerade schon einmal beim Thema "Hitze" bin. Man schwankt hier
schwitzend in der Gegend rum, flüchtet sich von Schatten zu Schatten,
hält sich unterm Strich dann aber doch für einen tollen Hecht, weil man
einigermaßen mannhaft der Naturgewalt trotzt - und dann sieht man
Einheimische bei der Arbeit und erstarrt in Ehrfurcht.
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