Dienstag, 12. Mai 2015

Big, Bigger, Bagan

Wir haben den Abend nach der langen Busfahrt im Hotel verbracht, hatten also noch nicht viel von Bagan gesehen, als am nächsten morgen um 4:30 Uhr (!) der Wecker klingelte. Besonders schön sollen hier nämlich Sonnenauf- und Untergang sein. So sind wir im Dunkeln auf eine Pagode geklettert. Als es dann hell wurde, sah es so aus.


Aber springen wir erstmal einige wenige Stunden zurück. Der Tag begann nämlich mit einer handfesten Demütigung und damit meine ich nicht das frühe Aufstehen. Durch unseren Apachen-Roller in Mandalay waren wir ja was das Thema Mobilität anbetrifft ziemlich verwöhnt sowie - und das muss man so sagen dürfen - auch ein klein bisschen cool. Im Internet hatten wir gelesen, dass man Bagan am besten per Elektro-Roller erkundet. Und siehe da: Unser Hotel hat sogar welche vermietet. Aber wer konnte denn ahnen, dass die dann so beknackt aussehen?


Doch das Problem ist nicht nur ein ästhetisches. Die Sattel dieser Dinger sind knüppelhart und auf Einheitsgröße eingestellt - nämlich auf die eines Kleinkindes. Und weil Bagans Straßen fast ausnahmslos ziemlich mies sind und man über viele Steine und Schlaglöcher juckelt, schmerzt schon nach wenigen Kilometern mächtig der Arsch. Ich habe irgendwann festgestellt, dass es für mich deutlich bequemer ist, wenn ich einfach auf dem besser gepolsterten Gepäckträger sitze. Optisch hat mich das dann unglücklicherweise völlig der Lächerlichkeit preisgegeben.


Aber zurück zu dem Sonnenaufgang. Wenn man ausgerechnet zu einer der bekanntesten Pagoden fahren muss, hat man den gar nicht mal für sich allein, sondern muss ihn sich mit ein paar weiteren Touristen teilen. Das Ganze wird aber kein Vergleich zur Hochsaison sein (in der nach eigenen Angaben sogar unser Hotel ausgebucht ist).


Wie beeindruckend das in echt und 360 Grad aussieht, zeigen die Fotos leider nur bedingt. In Bagan gibt es wirklich Pagoden und Tempel bis zum Horizont. Auf fast 40 km2 verteilen sich rund 2000 religiöse Bauten aus Backsteinen. Zu der Blütezeit Bagan - damals war die Stadt eine der größten der Erde - sollen es sogar 4000 gewesen sein.


Überraschenderweise ist Bagan übrigens kein UNESCO-Weltkulturerbe. Zum Einen hängt das mit der internationalen Ächtung des Militärregimes in den letzten Jahrzehnten zusammen, zum Anderen aber auch damit, dass die Birmesen gerne mal Tempel umbauen, wenn Ihnen gerade danach ist. Die Spitzen des bedeutenden Ananda-Tempels wurden erst 1991 vergoldet. Es steht auch zu vermuten, dass die feschen bunten Lichter vor den zwölf Meter hohen Buddha-Statuen so früher nicht da standen.


 

Die goldene (was auch sonst?) Shwezigon-Pagode gilt als eines der wichtigsten Heiligtümer in Myanmar und soll sogar einen Knochen Buddhas beherbergen.


Was hier als relativ gewöhnlicher Tempel gilt, wäre bei uns sicher eine der absoluten Sehenswürdigkeiten einer Stadt.


Die vielen Pagoden zu besichtigen hat aber auch einen mächtigen Haken: Es ist brüllend heiß. Das größte Problem sind dabei die Füße. Schuhe sind auf den Bauwerken wie in allen buddhistischen Tempel verboten. Wenn nun die Sonne bei 40 Grad auf dunkelrote Backsteine knallt, kann man sich vorstellen, wie sich das für nackte Füße anfühlt. Die Buhladi-Pagode bin ich förmlich hochgerannt. Zumindest hat der Ausblick entschädigt. 


Allerdings musste ich oben auch bemerken, dass Denken manchmal (selten!) besser ist als Rennen. Die gegenüberliegende Seite hatte vor kurzem noch im Schatten gelegen und war daher nicht so aufgeheizt, so dass man dort relativ entspannt hochklettern konnte. In dem winzigen verbliebenen Schatten oben saßen zwei Sandmaler, um ihre Bilder zu verkaufen. Bei Aung Aung haben wir dann auch ein Bild für unsere Wohnung gekauft. Witzig war das Verkaufsgespräch: „Was kostet das Bild?“ - „20000 Kyatt (umgerechnet etwa 20 Euro). Aber wir müssen handeln, wir lieben es, zu handeln.“ Und so ging das Bild dann für 16 Euro über die Pagode. 

 

Wo ich gerade schon einmal beim Thema "Hitze" bin. Man schwankt hier schwitzend in der Gegend rum, flüchtet sich von Schatten zu Schatten, hält sich unterm Strich dann aber doch für einen tollen Hecht, weil man einigermaßen mannhaft der Naturgewalt trotzt - und dann sieht man Einheimische bei der Arbeit und erstarrt in Ehrfurcht.


Big

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