Donnerstag, 21. Mai 2015

Es ist nicht alles Gold...

Zum Schluss ist unsere Reiseplanung dann doch noch etwas durcheinander geraten. Wir waren knapp eine Woche zu früh in Yangon. Hier gibt es zwar ein paar sehenswerte Dinge, in erster Linie sicher die beeindruckende 100 Meter hohe Shwedagon-Pagode, auch für die Einheimischen ein beliebtes Pilgerziel...



...aber selbst die Birmesen sagen, dass man eigentlich nicht mehr als zwei Tage in Yangon verbringen muss. So haben wir uns zu einem letzten, zweitägigen Ausflug entschieden. Der berühmte "Goldene Fels" in den Bergen ist ja schließlich nur bescheidene fünf Busstunden entfernt. 

Die Tour war in einem völlig überfüllten und klapprigen Uralt-Bus dann leider eine ziemliche Katastrophe, nicht zuletzt weil es immer wieder reingeregnet hat. Aber wir sind dann doch noch wohlbehalten in Kinpun am Fuße des Berges angekommen. 

Am Tag drauf sollte uns ein Bus den Berg hinauf zum goldenen Felsen bringen - zum Preis von umgerechnet zwei Euro. Wir waren ein bisschen irritiert, als wir an der Haltestelle gelesen haben, dass in dem Fahrpreis auch eine Lebensversicherung enthalten ist. Als der "Bus" dann vorgefahren ist, ergab das dann aber doch irgendwie einen tieferen Sinn:



Die Bilder lassen nur erahnen, wie eng es auf der Ladefläche wirklich war. Das bei weitem Beeindruckendste war aber, mit welcher Geschwindigkeit der Fahrer den Berg hochgerast ist. Das Auf und Ab hat sich ungelogen wie eine kleine Achterbahn angefühlt (wer auch immer wissen will, ob wir denn jetzt nach der Reise auch "gut erholt" sind, dem sei gesagt: Zusammen mit 45 Birmesen auf der Ladefläche eines LKW im strömenden Regen eine buckelige Bergstraße hinauf brettern, das ist so ziemlich das exakte Gegenteil von Erholung).

Die letzten hundert Meter Fußweg zum Felsen bei bestem Wetter versprachen schon ein unvergessliches Erlebnis. Der Blick ins Tal: schlichtweg atemberaubend. 


Und dann lag er vor uns. Majestätisch in der Sonne funkelnd: Der sagenumwobene Goldene Felsen Kyaiktiyo, eine der heiligsten Stätten Myanmars überhaupt!


Der Legende nach befinden sich unter der Kuppel des fünfeinhalb Meter hohen Felsens zwei Haare Buddhas, die das Ganze erst im Gleichgewicht halten. Der Ort ist daher für die Buddhisten ein wichtiger Pilgerort. Mönche und andere Gläubige bringen fortwährend Blattgold auf dem Granitblock an.


Und dann, jungejungejunge, hätte es fast noch ein Unglück gegeben. Buddhas Haare müssen sich irgendwie bewegt haben, denn plötzlich geriet der Felsen ins Rutschen. Julia konnte unter Einsatz ihres Lebens Schlimmeres verhindern und hat den dicken Brocken wieder ins Gleichgewicht gebracht. Leute, da haben wir wohl nochmal so richtig Schwein gehabt !!!1!!!1!


Zehn Stunden Busfahrt und eine abenteuerliche LKW-Tour für einen Felsen in Nebel und Regen - ich will jetzt nicht sagen, dass es sich nicht gelohnt hat, aber nunja, zumindest war die Rückfahrt nach Yangon entspannt.


Und mit diesem Ausflug zum goldenen Block schließt sich dann auch dieser Blog. Übermorgen geht der Flieger nach Hause und damit endet auch eine Reise mit sehr vielen verschiedenen Orten, Begegnungen und Erfahrungen. Abschließende Worte fallen da sicher schwer. Ich glaube, ihr werdet - wenn ihr einigermaßen regelmäßig hier vorbeigeschaut habt - mitbekommen haben, was für tolle Erlebnisse wir sammeln konnten. Klar freuen wir uns nach der Zeit jetzt auch wahnsinnig auf die eigene Wohnung und ganz gewöhnliche Dinge wie normales Frühstück (keine Nudeln oder Reis!), sauberes Leitungswasser oder eine Waschmaschine. Unterm Strich bleibt aber eine Erkenntnis, die man irgendwie auch ganz wörtlich nehmen kann: Wenn es im Leben um das Erleben von besonderen Momenten geht, dann sollte man Reisen.

#Pathosende #Blogende. #Bis zur nächsten Reise!

Sonntag, 17. Mai 2015

Irgendwer 'n Würstchen?

Nach einer doch relativ langen Zeit mal ein kurzes Lebenszeichen: Ja, uns gibt es noch! Die vergangenen Tage haben wir in der Nähe des Inle Lakes auf einem Weingut verbracht (davon gibt es im gesamten Land beeindruckende zwei). Und weil das von zwei Deutschen betrieben wird, mache ich darüber einen Film. Ich habe also wieder viel gefilmt und gar nicht fotografiert, bis auf einen Schnappschuss mit dem Handy:



Anschließend ging es mit einem wirklich ziemlich komfortablen Reisebus in bescheidenen elf Stunden in die Millionenmetropole Yangon. Bis 2005 war Rangun, so der deutsche Name, sogar die Hauptstadt Myanmars wurde dann aber durch Naypyidaw abgelöst und das ist eine wirklich skurrile Geschichte. Die neue Hauptstadt wurde nämlich von der Militärjunta aus dem Boden gestampft, weil ein Astrologe dem damaligen Präsidenten dazu geraten haben soll. Auf einer Fläche achtmal so groß wie Berlin entstand in Rekordzeit eine Retortenstadt mit kolossalen Neubauten, 16 spurigen Straßen und so ziemlich allem, was eine moderne Metropole auszeichnet - bis auf eine Ausnahme: Menschen. Lest euch dazu einfach mal diesen kurzweiligen Zeit-Artikel durch und staunt.

Aber zurück nach Yangon. Die Stadt wirkt überraschend modern und dadurch in weiten Teilen auch ganz anders wie der Rest des Landes. Aber zwischendrin gibt es natürlich auch immer wieder den typisch asiatischen Wahnsinn mit Trödelläden, Garküchen und Essensständen mit bizarren "Lebensmitteln".


 

Ein weiterer Unterschied zwischen Yangon auf der deinen und dem Rest Myanmars auf der anderen Seite findet sich im Detail. Der Birmese an sich hat ein großes Faible für Plastikstühle. Das kann man durchaus so plump behaupten, denn die finden sich wirklich überall. Seltsamerweise fallen die die in Yangon eine Nummer kleiner aus als andereswo. Vielleicht ist es einfach dem Umstand geschuldet, dass es in dieser Millionenstadt sehr eng ist - so gesehen wieder eine ziemlich pragmatische Lösung - aber irgendwie sieht es dann doch so aus, als wenn die Bewohner der Hauptstadt fortwährend "Besuch im Puppenhaus" spielen.



Kommen wir zu einem weniger erfreulichen Thema: Infektionen! Eine ziemlich miese habe ich mir nämlich in dem kleinen Zeh meines rechten Fußes eingefangen. Vor rund zwei Wochen habe ich mir in einem Tempel die Zehe blutig gestoßen. Statt zu verheilen wurde der Zeh aber dick und eitrig, sehr schmerzhaft und sah irgendwann aus, wie eine geplatzte Cocktailwurst (Fotos erspare ich euch). Zwischenzeitig hatte ich in Bagan sogar mal etwas Fieber, das ging dann aber wieder weg. Als es dann hier in Yangon aber wieder schlimmer wurde, war klar, dass ich zum Arzt muss. Wir hatten schon die Adresse einer internationalen Praxis rausgesucht, zu der wir am nächsten Tag fahren wollten, als wir beim abendlichen Spaziergang durchs Zentrum eine ganz interessante Entdeckung machten. An einer etwas heruntergekommenen Apotheke hingen eine ganze Reihe von Schildern mit Arztnamen (das ließ zumindest die Vielzahl der "Dr." vor den Namen vermuten). Dann fielen uns die vielen kleinen Holzverschläge mit schäbigen Vorhängen aus, vor denen Menschen auf langen Holzbänken warteten. Und plötzlich war uns klar: Das ist keine Apotheke, das ist eine Arztpraxis. Nur wenige Minuten später saß ich in einem der drei Quadratmeter großen Holzkabuffs.



Auf den Bildern sieht man übrigens auch ganz gut die Gesamtheit der vorhandenen medizinischen Geräte (wofür auch immer der Topf gut sein mag). Die Ärztin war zwar nett, ihr englisch aber sehr brüchig. Mit Händen und Füßen, ach quatsch: Mit dem Fuß haben wir dann das Problem verdeutlicht und zack hat sie mir Antibiotika, Schmerzmittel und eine dritte Sorte Pillen verschrieben, von denen ich bis jetzt noch nicht weiß wofür die eigentlich sind. Alles zusammen mit Arzthonorar hat mich das umgerechnet 9,60 € gekostet (witzig ist, dass man hier übrigens nie eine ganze Packung an Tabletten bekommt, sondern immer nur so viele, wie man auch nehmen soll. Da wird die richtige Menge einfach mit einer Schere zurechtgeschnitten; auch Pflaster werden immer einzeln verkauft). Auf jeden Fall habe ich die Tabletten jetzt einen Tag genommen und siehe da: Die Cocktailwurst ist schon wieder zu einer Zehe mit einer gewöhnlichen Wunde geworden.

Heute hatten wir dann zum ersten Mal während unserer Reise eine Begegnung mit unserer deutschen Vergangenheit. Als wir unserem Taxifahrer sagten, dass wir aus Deutschland kommen, setzte das bei ihm ganz offensichtlich eine ganze Kette an Assoziationen frei: "Ah Germany, Gerhard Schröder, Helmut Kohl, makes two Berlin to one Berlin. Helmut Schmidt and - do you know Hitler?" Als wir sagten, ja, der sei uns durchaus ein Begriff, fuhr er fort: "Oh Hitler, no good. Kill so many people. No good, you know?". Wo wir gerade beim Thema sind: Sucht noch jemand nach einem "originellen" Fußbodenbelag für seine neue Wohnung? In Yangon könntet ihr fündig werden.



Mittwoch, 13. Mai 2015

Unter Seeleuten

Der Inle Lake gilt als einer der Orte, die man in Myanmar gesehen haben sollte. Ehrlicherweise habe ich mich vor der Reise immer gefragt, warum eigentlich. Rausfinden wollten wir das mit einer eintägigen Bootstour über den See. Dafür hatten wir schon am Vortag am Hafen Naing Win als Bootsführer angeheuert.


Die erste Überraschung: Der Inle Lake sieht in großen Teilen gar nicht aus wie ein See. Überall gibt es die so genannten „Fließenden Gärten“, in denen hauptsächlich Tomaten angebaut werden. Geerntet wird stilsicher per Kanu. Zwischendrin gibt es immer wieder kleine Hütten mit eher wenig Bewegungsraum, in denen die Menschen wohnen.



So richtig berühmt wurde der Inle-Lake durch seine „Einbein-Fischer“. Auch wenn der Begriff es vermuten lässt: Amputationen sind hier kein liebgewonnener regionaler Brauch. „Einbeinig“ werden die Fischer dadurch, dass sie eine Technik entwickelt haben, mit einem Bein zu rudern. So haben sie beide Hände frei zum Fischen.


Gefangen werden die Fische mit Netzen und Reusen. Viele Fischer verdienen sich zur Zeit - der See hat gegen Ende der Trockenzeit nur wenig Wasser - ihren Lebensunterhalt mit der Ernte von Seegras.

 

Am See lebt mit den Intha (übersetzt etwa: „Die Leute des Sees“) ein eigener Volksstamm. Die Intha sollen vor langer Zeit aus dem Süden des Landes vertrieben worden sein, als neuer Lebensraum blieb ihnen nur der See. So bauten sie ihre Dörfer nicht an den Rand, sondern gleich in die Mitte des Inle Lakes. In der Regenzeit legt der Pegel locker um einen Meter zu, im Moment haben die Häuser aber noch viel Luft nach unten und die Kinder können beim Planschen sogar stehen.


 

Steht das Wasser höher, finden auch die Märkte auf dem See statt. Zur Zeit weichen die Menschen aber aufs Festland aus. Am Markttag eingeparkt zu werden, scheint mir kein ganz irrelevantes Problem zu sein.


Der Markt selbst unterscheidet sich nicht großartig von den anderen Märkten. Aber eine kleine Kuriosität haben wir dann doch gefunden - am Imbissstand. Wie wäre es mit etwas „Head on a stick“? 


 

Eigentlich wollten wir im Anschluss eine Weberei besuchen. Weil da der Andrang aber gerade ziemlich groß war, hat uns Naing Win spontan in sein Heimatdorf eingeladen. Durch den niedrigen Pegelstand kann man ziemlich entspannt zwischen den Häusern hin- und herlaufen.


Der Besuch in seinem Elternhaus war sicher eine der interessantesten Erfahrungen des Tages: Nun haben wir auch eine Vorstellung davon, wie es in den normalen Wohnhäusern der Intha aussieht. Zudem gab es Tee und Erdnüsse mit Zuckerrohrkandis.

 


Die letzte Station auf unserem Ausflug war das berühmte Nga-Phe-Kyaung-Kloster, das natürlich auch - wie könnte es anders sein - mitten auf dem See gebaut wurde. In dem stattlichen Teakholzbau stehen einige sehr wertvolle Budhha-Statuen.


 

Berühmt wurde das Kloster auch unter dem Namen „Kloster der springenden Katzen“. Die Mönche hatten ihren Hauskatzen über die Jahre ein paar Kunststücke beigebracht und sie durch kleine Reifen springen lassen. Der neue Abt war von dieser „Attraktion“ aber nicht angetan und hat dem Spaß vor rund zwei Jahren einen Riegel vorgeschoben. Die Katzen gibt es immer noch. Was sie jetzt machen? Nichts! Das aber immerhin auf ziemlich psychedelisch anmutenden Decken. Etwas irritierend war eine ältere Werbeanzeige, die an einem Holzpfeiler hing. Ganz offensichtlich war sich die französische Nobeltaschenmarke Louis Vuitton nicht zu blöd, mit den Einbeinruderern des Inle Lakes zu werben. Ist ja auch sehr naheliegend. Was passt besser zusammen als Luxus-Handtaschen für den Preis eines Kleinwagens und arme burmesische Fischer?

 

Unterm Strich ist es ziemlich verrückt zu sehen, wie sehr die Intha ihr Leben dem See angepasst haben. Das allein ist schon Grund genug, zum Inle Lake zu fahren. Und natürlich die Einbeinigen.


Dienstag, 12. Mai 2015

Fundstücke

Weil es gerade nirgends so richtig reinpasst: Hier ein paar Foto-Fundstücke. Den Auftakt macht ein etwas üderdimensioniertes Quietscheentchen, das ich Irgendwo im Nirgendwo aus dem Bus fotografiert habe. Wer genau hinguckt, sieht, dass es sich dabei um kein Schiff handelt, sondern um ein feststehendes Gebäude. Wieso, weshalb, warum? Keinen blassen Schimmer!


Immer wieder unterhaltsam sind auch die Schilder und Menükarten hier. Die Birmesen haben ja ganz andere Buchstaben als wir. Dass es dann bei Übersetzungen ins Englische oft etwas holprig wird: geschenkt. Das Motto scheint zu sein: Hauptsache es wird verstanden. Was man bekommt, wenn man einen „Hum Burger“ bestellt, ist schließlich auch ziemlich klar. Das folgende Schild ist da aber schon etwas Besonderes. Quizfrage: Auf welche Berufsgruppe hat sich Mr. Robert ganz offensichtlich spezialisiert?


Ich habe keine Ahnung, wem da im Ortszentrum von Nyaungshwe ein Denkmal gesetzt wurde. Ein „großer“ Sohn der Stadt scheint er aber nicht gewesen zu sein. oder war der Sockel eigentlich für eine andere Staue gedacht? so oder so: Irgendwie auch ein Zeichen der Bescheidenheit.


Und zu guter letzt noch ein kleiner Exkurs in die hiesiege Fauna. Heute morgen beim Frühstück haben wir folgenden schönen Schmetterling auf dem Boden der Terrasse gefunden.



Julia hielten ihn zuerst für Spielzeug oder Deko aus Plastik, weil er nun wirklich - nun ja - groß war. Deutlich wird das, wenn ich meine Hand als Vergleich ins Bild halte.


Der Schmetterling war wohl schon alt. Wir haben noch versucht, ihn mit Marmelade aufzupäppeln. Die hat er aber verweigert und ist im Laufe des Tages einen langsamen, bitteren und einsamen Tod gestorben. End of story.