Donnerstag, 30. April 2015

Keep Rollin' Reloaded

Die wichtigste Nachricht: Wir sind wieder mobil. Laut Reiseführer ist es für Ausländer nicht möglich, in Myanmar einen fahrbaren Untersatz zu mieten. Offenbar geht das dann aber doch. Für 5000 Kyat am Tag, umgerechnet etwa fünf Euro, gibt es diesen feschen Flitzer mit der Killerapplikation „Frontkorb“.


Der Feuerofen ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, fügt sich dadurch aber nahtlos in die erschlagende Anzahl der Roller auf Mandalays Straßen ein. Beim „Apachen“ - so steht es zumindest auf seinem Sitz - geht nicht wirklich alles. Wenn man ehrlich ist, geht sogar relativ wenig. Weil er im Endeffekt dann aber doch fährt und die Hupe funktioniert, fallen folgende Mängel kaum ins Gewicht: 

1. Die Blinker sind kaputt (Julia hält jetzt einfach immer den Arm raus, wenn wir abbiegen wollen). 

2. Das Licht geht nur gelegentlich (in den meisten Fällen schafft ein beherzter Schlag auf die Vorderlampe Abhilfe). 

3. Der Tacho hat den Geist aufgegeben (Wir kommen aber auch ganz gut "mit gefühlter Geschwindigkeit" aus).

4. Die Tankanzeige ist kaputt (Die Nadel zeigt mit einer stoischen Gelassenheit auf "empty". Wie viel Sprit haben wir noch? Diese Frage dürfte uns die nächsten Tage begleiten… )

Zumindest habe ich die bockende Schaltung mittlerweile einigermaßen im Griff. Der Verkehr hier ist hingegen der absolute Wahnsinn. In der Stadt fahren alle überall: links, rechts, vorne, hinten und gerne auch mal ein Stück entgegen der Fahrtrichtung. Verkehrsregeln dienen vor allem der allgemeinen Belustigung. Aber irgendwie funktioniert das System „kein System“ doch ganz gut. 

A propos System: In Myanmar herrscht Rechtsverkehr. Die Autos sind aber fast ausnahmslos für den Linksverkehr gebaut (Fahrer sitzt rechts), denn bis 1979 wurde auch in Myanmar auf der linken Seite gefahren - ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Aber dann prophezeite ein Astrologe dem damaligen Regierungschef Ne Win, er werde bei einem Verkehrsunfall auf der linken Straßenseite ums Leben kommen. Und was passiert? Am nächsten Tag erlässt Ne Win ein Gesetz, das ab sofort auf der rechten Straßenseite zu fahren ist. Und bis zur nächsten Prophezeiung hat das jetzt erstmal Bestand - bis heute. 

Aber kommen wir zum ersten Ausflug und beginnen wir mit einem Rätsel: Auf dem folgenden Bild hat sich eine Lehmann versteckt. Wer findet sie?


Wir haben einen kleinen Berg am Stadtrand von Mandalay bestiegen. Wie überall wimmelt es auch da nur so von Pagoden. Menschen trifft man fast keine, die wenigen, die man sieht, sind fast ausnahmslos Mönche. Über einen Lautsprecher schallen endlos buddhistische Gebete in die Landschaft. In einer der Pagoden konnten wir dann auch den Urheber ausfindig machen.


Man hält die vielen Tempel, Pagoden und Stupas auf den ersten Blick für Zeugen längst vergangener Zeiten. Die größte Pagode auf dem Berg zeigt aber, dass diese Annahme nicht zwingend richtig ist. In Myanmar werden auch heute noch eifrig neue religiöse Stätten gebaut.



Auf dem Rückweg sind wir in ein kleines einheimisches „Restaurant“ eingekehrt (eher eine Ansammlung mehrerer Plastikstühle plus ein paar Schirme). Dabei fiel uns ein Stand auf der anderen Straßenseite auf.


Interessant ist der kleine „Hocker“ rechts im Bild neben dem Roller. Das ist der Lebensmittelpunkt eines ganz und gar bedauernswerten kleinen Geschöpfes: An einer kurzen Kette wird ein kleines Äffchen gehalten. Das hüpft die ganze Zeit in der Gegend herum. Den Roller konnte er nur mit großer Mühe erreichen.





Mittwoch, 29. April 2015

Road to Mandalay

Nach einem zweitätigen Zwischenstopp in Bangkok sind wir nun in Myanmar, dem früheren Birma, angekommen - um genau zu sein in der alten Königsstadt Mandalay. Erste Erkenntnis: Myanmar ist dann doch nochmal heißer. Wer wissen möchte, wie sich knackige 42° C anfühlen, der ist hier bestens aufgehoben. Über Land und Leute werde ich in den nächsten Wochen noch einiges schreiben, aber die ersten Tage muss dieser Blog leider auf Sparflamme laufen. Wir machen für den SR einen Bericht über ein deutsches Hilfsprojekt an einer birmesischen Schule. Das ist wirklich sehr spannend, hat aber auch zur Folge, dass ich wegen des Filmens kaum zum Fotografieren komme. Gleich am ersten Tag waren wir beispielsweise auf einer birmesischen Hochzeit. Auf dem Rückweg haben uns zwei Mädels eine der Hauptsehenswürdigkeiten Mandalays gezeigt, die Mahamuni-Pagode.

 

In dem zentralen Schrein der Pagode findet sich eine der meist verehrtesten Buddha-Figuren des Landes. 


In gewisser Weise steht die 3,8 Meter hohe Statue stellvertretend für Myanmar. Zunächst einmal sind fast alle Birmesen Buddhisten. Darüber hinaus wird Myanmar wegen seiner unzähligen vergoldeten Pagoden auch das „goldene Land“ genannt. Beim Mahamuni-Buddha wird der Kult um das Edelmetall auf die Spitze getrieben. Tausende von Pilgern sind täglich damit beschäftigt, die ursprünglich bronzene Skulptur immer weiter mit feinem Blattgold zu überziehen. An einigen Stellen hat die Figur durch eine bis zu 40 cm dicke Goldschicht ihre Konturen längst verloren. Offiziellen Schätzungen zu Folge wurden über die Jahre schon mehrere Tonnen Gold aufgetragen.

Frauen dürfen nicht ganz bis zum Buddha vor. Sie sammeln sich in Sichtweite, um von dort den Schrein anzubeten. Immerhin: Die umtriebige Vergoldung des Heiligtums wird mit Livekameras auf Fernseher übertragen (in der Mitte des ersten Fotos).

 

Seltsamerweise dürfen auch ganz offensichtlich als Touristen zu erkennende Männer - also ich, andere haben wir da nicht gesehen - bis zum Buddha vortreten und ihn sogar berühren (Fotos machen darf man im Inneren des Schreines hingegen nicht). Zu der Pagode pilgern auch sehr viele Mönche jeden Alters. Die Jüngeren haben wie selbstverständlich ihr Smartphone dabei und machen eifrig Fotos.



Mönche gibt es hier, zumindest soweit wir das bisher beurteilen können, wirklich überall. Die werden uns mit ziemlicher Sicherheit auch in den nächsten Wochen hier im Blog begleiten.


Das Gemurmel der Gebete und die viele Mönche tauchen die Pagode in eine beeindrucke spirituelle Stimmung. Dem Herren mit dem Hakenkreuz-Fächer war es aber wohl etwas zu viel an Kontemplation.


Wie gesagt, ich hoffe, dass ich die nächsten Tage mal wieder zum Bloggen komme, auch wenn das Internet hier scheinbar noch im 56k Dornröschenschlaf verharrt. Ich glaube, Myanmar ist wirklich ein unglaublich spannendes Reiseland.

Donnerstag, 23. April 2015

Vorhang auf!

Gerade sitzen wir in einem Egyptair-Flieger von Jakarta nach Bangkok (das war der Flug, den wir panisch in Australien gebucht haben, um nach Neuseeland einzureisen). Das heißt: Indonesien ist leider vorbei, es folgen drei Nächte in Bangkok und dann Myanmar. Am letzten Tag auf Lombok haben wir nochmal einen längeren Roller-Ausflug gemacht. Najan von der Lombok Kids Foundation wollte uns einen seiner Lieblingsplätze zeigen: ein paar Wasserfälle, mitten im Dschungel. 


Ich habe auf der Fahrt leider nur dieses eine Bild machen können - die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, den Anschluss an Najam zu halten. Übrigens: Wer sich einmal wie ein Promi fühlen will, dem sei eine Rollerfahrt durch Lombok empfohlen. Unterwegs haben wir nämlich keinen einzigen Westler gesehen, weshalb die meisten Indonesier wild winken und Luftküsse werfen, wenn sich mal doch einer ins Hinterland verirrt. Fast jeder hat uns ein "Hello, Mister!" hinterher gerufen (ja, auch Julia ist hier ein Mister). Man stelle sich das mal umgekehrt vor: Ein klar als solcher zu erkennender Ausländer fährt auf einem Roller durch Deutschland und die Leute freuen sich wie Bolle...

Nach eineinhalb Stunden wurde es dann bergiger. In der Nähe des Vulkans Rinjani gibt es gleich mehrere Wasserfälle, zum Beispiel den etwa 20 Meter hohen Zwillingswasserfall Benang Stokel.


 

Auf dem Weg zum Benang Kelambu wurde es etwas unwegsamer: bergauf und bergab im dichten Dschungel.


 

Einen Fluss sieht man hier nicht, das Wasser scheint einfach so aus den grün bewachsenen Hängen herauszufallen. Übersetzt bedeutet Kelambu so viel wie Vorhang.



Wirklich nett ist ein kleines Planschbecken am Fuße des Benang Kelambu. Das Wasser kommt aus den Bergen und ist sehr sauber aber auch saukalt und ziemlich erfrischend.

 


So, Deckel drauf! Das war Indonesien. Schön war’s. Wo es am schönsten war, kann ich gar nicht sagen, jeder Ort hatte irgendwie seinen Reiz: Tempel auf Bali, Tauchen auf den Gilis und Strände auf Lombok. Am wenigsten erwartet hatte ich vorher wohl von Lombok. Zum Schluss waren es dann aber vielleicht doch die Ursprünglichkeit, die netten Menschen und nicht zuletzt auch das Rollerfahren, was mich am meisten beeindruckt hat.

Lombok Kids Foundation

So viel Blog und noch kein bisschen Werbung. Das soll sich jetzt ändern (schließlich bringt mich das ganz galant zur nächsten Geschichte): Wenn ihr mal in Kuta auf Lombok sein solltet, dann übernachtet bei „Yulis Homestay“. Namensgeberin Yuli hat in ihrem schönen Garten ein paar niedliche Bungalows, zwei Pools und fantastische Angestellte. 



Doch damit nicht genug: Yuli hat in Kuta ein kleines, sehr liebenswertes Charity-Projekt gegründet, die Lombok Kids Foundation. Gemeinsam mit den Kindern aus dem Ort sammelt sie einmal in der Woche am Strand Müll auf - und erklärt ihnen so spielerisch, wie Umweltschutz funktioniert. Dazu gibt es aber auch Unterricht für ärmere Kinder, die sich beispielsweise keinen der teuren Englisch-Kurse leisten können.


Ihr „Lehrer“ ist Najam, einer von Yulis Angestellten. Zweimal in der Woche kommen die Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren in einem kleinen Raum im Ortszentrum zusammen.


Heute waren nur die kleinen Kinder da. Die können zwar noch nicht so ganz fürchterlich viel Englisch, sind dafür aber total niedlich.



Die Kinder wollten von uns ein paar Worte Deutsch lernen. Julia hat sich als Aushilfslehrerin beeindruckend geschlagen (wobei ich ja persönlich fand, dass es etwas zu sehr gemenschelt hat. Etwas mehr Strenge hat noch keinem Kind geschadet :)



Wer noch mehr Fotos der Lombok Kids Foundation sehen und nebenbei sein Indonesisch trainieren möchte für den gibt es keinen besseren Ort als diese Facebookseite.

curry on!

Ich hatte es ja schon angekündigt: Wir haben gekocht. Man (um jeder Verwirrung vorzubeugen: Das ist sein Name) ist der Bruder von Yuli, bei der wir wohnen. Er betreibt ein kleines Warung (indonesisches Restaurant) am Rande von Kuta und bietet in seiner Küche auch Kochkurse an.


Erklärtes Ziel war es, ein typisch indonesisches Curry hinzubekommen, denn darauf hat sich Man in seinem Restaurant spezialisiert. Mit dabei waren wieder unsere Lieblingsengländer Vicki und Nathan sowie zwei bemitleidenswerte Fische und ein Huhn.



Den Anfang machte das Schälen der Kokosnuss mit einer Machete. Früher war es auf Lombok wohl nicht unüblich, dass Frauen nur den Mann heiraten wollten, der am besten eine Kokosnuss schälen konnte. Kurzum: Wir vier wären damals auf ewig Junggesellen geblieben.


Etwas Fingerfertigkeit erforderte das Zerlegen von Fisch und Huhn. Julia bekommt hier Applaus für ihre ungeahnten Metzgerqualitäten.


Während des Kochens wunderten wir uns, wann denn endlich die Currypaste hinzugegeben wird. Man hat uns dann darüber aufgeklärt, dass wir genau die gerade aus ihren Bestandteilen zusammengemixt haben.



Für das Curry standen wir stolze zweieinhalb Stunden in der Küche, draußen wurde es zwischenzeitlich dunkel. Ich ziehe mal eine möglichst knappe, aber treffende Bilanz: Das Ergebnis sah zwar scheiße aus, hat aber richtig, richtig gut geschmeckt. Nun gebe ich mich gar nicht der Illusion hin, dass wir besonders talentierte Köche sind - Mans Rezept ist einfach ein ziemlicher Kracher, braucht aber auch einen ganzen Sack voll an Zutaten.



Insgesamt war es ein wirklich schöner Abschiedsabend mit Vicki und Nathan. Die beiden reisen jetzt über Malaysia, Indien und Griechenland zurück nach England. Nach diesem Family Photo haben wir noch auf einer Beachparty den Abschied anständig begossen.