Nach der quälend langen Überfahrt kamen wir in Neuseelands Hauptstadt Wellington an.
Es braucht nicht viel Phantasie, um zu verstehen, warum der Ort von seinen Einwohnern auch „Windy Welli“ genannt wird. Eine steife Brise im Gesicht ist in der wirklich nett daherkommenden Stadt ein unverzichtbares Accessoire.
Wellington ist auch für eine sexuelle Eskapade bekannt. Nach einer alten überlieferten Maori-Sage haben sich vor hunderten von Jahren eine Straßenbahn und ein Bus unsterblich ineinander verliebt. Gegen den Willen der örtlichen Verkehrsbetriebe unterhielten die beiden eine heiße und innige Liebesaffäre. Als die beiden dann tatsächlich gemeinsame Nachfahren zeugten, wurde es den Stadtvätern zu bunt. Sie vertrieben die Tram aus der Stadt. Das gemeinsam Kind der beiden, der Trus, dreht aber bis heute in Wellingtons Straßen seine Runden.
Eine absolute Sehenswürdigkeit ist das neuseeländische Nationalmuseum „Te Papa Tongarewa“ (maori für „Schatzkiste“).
Hier kann man so ziemlich alles über Neuseeland, seine Geschichte, Flora, Fauna und Kultur erfahren und man trifft auf einen alten Bekannten (den man vielleicht ein klein wenig lebendiger in Erinnerung hatte; siehe „NZ - it’s all about nature and sheep"):
Nun ist die Tierwelt Neuseelands, gerade im Vergleich zu Australien, ja nicht unbedingt der Kracher. Säugetiere (bis auf ein paar Fledermäuse, Wale und Delfine) gab es hier ewig gar nicht. Das hat wiederum aber den Vogel zum Chef gemacht. Und auch hier hat die Evolution durchaus Humor bewiesen. Einen besonders komischen, aber zugleich auch sehr tragischen Vogel will ich euch etwas genauer vorstellen. Es gibt ihn nur in Neuseeland, aber nicht nur deswegen hat er sich seinen Platz im „Te Papa“ redlich verdient: der Kakapo!

Die Tiere sehen ein bisschen aus wie eine Kreuzung aus Wellensittich und Eule. Die Männchen können bis zu 60 Zentimeter groß werden und sind damit die größte Papageienart der Welt. Mit rund 90 Jahren haben sie eine der höchsten Lebenserwartungen aller Vögel. Was ihn aber wirklich ungewöhnlich macht, ist sein Verhalten. Vorweg: Der Kakapo hat schon vor vielen, vielen Generationen das Fliegen verlernt. Er hatte im Neuseeland keine natürlichen Feinde (eine irgendwann ausgestorbene Adlerart mal ausgenommen), kam also bestens als Laufvogel zurecht. Dann kam der Mensch und brachte in seinem Windschatten Katzen, Ratten, Frettchen und Co. mit. Für den Kakapo war das fatal. Wenn er sich bedroht fühlt, lässt sein Verhaltensrepertoire nämlich genau eine Reaktion zu: freeze! Er bleibt stehen und bewegt sich nicht. Gegen einen Adler mag das als Tarnung ganz passabel geholfen haben, den neuen Feinden erscheint der Kakapo damit aber wie auf dem Präsentierteller.

Kurzum: Mit dem Bestand der „Eulenpapageien“ ging es rapide bergab. Das ganze hat sich noch verschärft, weil auch das Paarungsverhalten der Kakapos reichlich kurios ist. Erstmal brüten die Weibchen ohnehin nur alle paar Jahre. Das weitaus größere Problem bei der Sache sind aber die Männchen. Ihr Balzritual sieht wie folgt aus: Sie klettern auf einen Hügel, graben ein Loch, setzen sich rein, stoßen Grunzlaute aus und warten bis ein Weibchen kommt. Und jetzt wird es wirklich tragisch. Bei diesem Balzverhalten geht es weniger darum, ein williges Weibchen zu finden, die Männchen setzen darauf, gefunden zu werden. Mitte der 90er Jahre gab es insgesamt weniger als 50 dieser Tiere. Man stelle sich das mal vor: Da sitzt ein Kakapu im Erdloch und grunzt bis zu acht Stunden jede Nacht. Nur hört es eben niemand. Und wie reagiert das Tier? Mit Ausdauer! Eine erfolglose Balz kann da schon einmal drei bis vier Monate dauern. Das Kakapo-Männchen verliert dabei die Hälfte seines Körpergewichts. Wie sehr die Eulenpapagien sexuell ausgehungert sind, durfte unlängst ein Mitarbeiter der BBC am eigenen Leibe feststellen:
Doch es gibt ein kleines Happy End, zumindest vorerst. Die Neuseeländer starteten ein großes Programm, um die Art vorm Aussterben zu retten. Als erstes wurden alle Tiere, die zu finden waren, eingefangen und auf eine vergleichsweise kleine Insel vor der Küste gebracht. Zum einen gibt es hier keine Feinde, zum anderen erhöht das die Chance, beim Grunzen gehört zu werden merklich. Im vergangen Jahr ist seit drei Jahren mal wieder ein Junges geschlüpft. Die Gesamtpopulation stieg damit auf 125. Drücken wir die Daumen, dass der Kakapo überlebt, die Art ist einfach derart kurios, dass sie wirklich fehlen würde.